Respire

Pour un design climatique

Die Atmung ist Ausdruck unserer absoluten Abhängigkeit von der Umwelt, in der wir leben. Atmen ist ein so natürlicher Vorgang, dass wir vergessen, wie unabdingbar er für jeden Menschen ist. Ohne Sauerstoff könnten wir nicht leben.

Wie können wir unsere Atmung hinterfragen?
Wie können wir die Atmung in unseren produktiven Tätigkeiten wahrnehmen?
Wie könnten diese Tätigkeiten als Triebkräfte für einen Wandel und gemeinsame Ansprüche dienen? werden?
Welche ökologischen Bedingungen gäbe es dafür?

Ausgehend von sinnlichen Erfahrungen und im Kontext des Kampfes gegen die Umweltverschmutzung versucht die Ausstellung Respire, pour un design climatique Antworten auf diese Fragen zu geben, indem sie das Atmen als Paradigma für eine neue Art des Seins und Handelns betrachtet.

Im weiteren Sinne soll Respire, pour un design climatique das Bewusstsein für diesen unsichtbaren Schatz schärfen, den wir unter allen Umständen bewahren müssen: die Luft.

Die Ausstellung Respire, pour un design climatique ist in drei Teile unterteilt und enthält Zitate aus dem Buch Design et pensée du care*, welches aus einer Reihe von Forschungsarbeiten des DMLab hervorgegangen ist.

* Jehanne Dautrey (dir.), Design et pensée du care.
Pour un design des microluttes et des singularités
,
Nancy/Dijon, Ensad Nancy/les presses du réel, 2018

WAS ATMEN WIR JEDEN TAG EIN?

In unserer unermesslichen Atmosphäre atme ich die Luft meines Hauses, meines Gartens, meiner Straße, meiner Stadt, meines Dorfes ein.

Was atmet jeder von uns ein? Die Untersuchungen der Studierenden der Ensad Nancy über die Luftqualität in verschiedenen Umgebungen, im privaten Umfeld oder im Beruf, haben gezeigt, dass wir unsere Gegenstände, unsere tägliche Umgebung und das Ergebnis unserer Tätigkeiten einatmen. Sie räumen unserer Wahrnehmung und unserem persönlichen Erleben eine bedeutende Rolle bei der Beurteilung der Qualität der 15 m³ Luft ein, die wir jeden Tag einatmen.

WIE KANN MAN LUFTQUALITÄT MESSEN?

Seit den ersten sensiblen Ansätzen Ende des 19. ahrhunderts bis hin zu den letzten zeitgenössischen digitalen Werkzeugen erweist sich, dass das Messen der Luftqualität nun ein gemeinsamer Studien- und Analysegegenstand geworden ist. Wissenschaftler und Bürger haben hier die gleiche Aufgabe: möglichst viele Menschen zu informieren, damit sie neue Verhaltensweisen annehmen.

WIE KÖNNEN UNSERE TÄTIGKEITEN
DIE LUFTQUALITÄT BEEINFLUSSEN?

Eine gewisse Sensibilität für die Luft zu pflegen, kann uns dazu verhelfen, unsere Gewohnheiten, sowie unsere Beziehung zur Umwelt zu verändern. Um im Interesse des Klimas zu handeln, müssen wir unseren Bezug zur materiellen Welt verändern, die erneuerbaren Ressourcen bewahren, den Energiekonsum senken und die Umwelt weniger verschmutzen. Um den Lauf der Dinge zu verändern, müssen wir unsere Lebensweise anpassen. Die Wissenschaft belegt dies seit Jahren, aber wir handeln zu langsam. Wie kann man die Menschen überzeugen? Womit soll man beginnen?

Respire, pour un design climatique stellt Objekte aus Weidenruten aus, die von Studierenden und Studienabgängern des Departments Design der Ensad Nancy entworfen und von Korbflechtern der Fayl-Billot im Rahmen einer Partnerschaft mit dem CDPV (Comité de développement et de promotion de la vannerie – Komitee zur Entwicklung und Förderung der Korbflechtarbeit) hergestellt wurden. Dazu kommen Hanferzeugnisse der Studierenden des Studiengangs Idis (Industrie, Design und soziale Innovation) der Esad de Reims (École supérieure d’art et de design – Hochschule für Kunst und Design), die sich bei dieser Gelegenheit mit der Hear (Haute École des Arts du Rhin – Hochschule für Kunst und Design) zusammengeschlossen haben. Die Ausstellung möchte anhand von Design mögliche Antworten der jüngeren Designer-Generationen auf diese Situationen vorstellen.

Im Garten, der sich am Eingang der Ausstellung befindet, ergänzen Produktionen von zwei Absolventinnen der Ensad Nancy diese Vorschläge.

Mehrere zugehörige, öffentliche Veranstaltungen, sowie ein Symposium und grenzüberschreitende Masterclasses von Artem werden von der Ensad Nancy und Esch2022 während der gesamten Ausstellungsdauer angeboten. Das Einbeziehen unseres materiellen Lebensumfeldes und der atmosphärischen Phänomene bei der Gestaltung von Objekten und Räumen hat ein neues Design-Feld erschlossen, das klimabewusste Design. Die Luft wird nun zum Designmaterial, und die Modellierung von Strömungen ersetzt die Geometrie der Festkörper. Das kann man mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, mit ausgefeilten oder für jedermann zugänglichen technologischen Werkzeugen oder mit traditionellem Know-how angehen. Dabei bleibt das Ziel des klimabewussten Designs das gleiche: die Wiederherstellung natürlicher Bedingungen, die eine symbiotische Beziehung zwischen allen Lebewesen und der Welt gewährleisten.

© Ensad Nancy, 2022 / Myr Muratet